In der Tübinger Universitätszeitung vom Februar 1994 berichteten wir von Experimenten unserer Arbeitsgruppe, bei denen sich möglicherweise im Innern von Atomkernen eine ganz neue Art von Materieteilchen, sogenannte Dibaryonen, gebildet hatten. Anders als normale Kernbausteine würden Dibaryonen nicht drei, sondern sechs elementare Quarks enthalten. Wir haben damals Experimente in Uppsala mit dem Ziel, freie Dibaryonen zu erzeugen, angekündigt.
Nach zweijähriger Arbeit konnten wir im Sommer der physikalischen Öffentlichkeit einen Erfolg melden: Es wurden beim Beschu▀ von Wasserstoffkernen mit hochenergetischen Protonen in einigen seltenen Fällen tatsächlich Reaktionsprodukte mit den erwarteten Eigenschaften aufgefunden. Dieses Ergebnis wurde unter unserer Federführung von einer internationalen Arbeitsgruppe mit 32 Physikern aus fünf europäischen Ländern erzielt.
Die Bedeutung unserer Beobachtung liegt darin, da▀ die Existenz von Teilchen mit sechs Quarks zwar der Theorie nicht widerspricht, aber wegen deren Komplexität auch nicht eindeutig vorhergesagt werden kann. Ihre experimentelle Beobachtung ist daher u. a. auch für das Verständnis ganz normaler Kernbausteine wichtig.
Es herrscht derzeit Jagdfieber im Physikalischen Institut. Durch die Analyse unabhängiger Experimente, die wir in Vancouver, Mainz, Jülich und wiederum in Uppsala durchgeführt haben, hoffen wir die Existenz dieser neuen Klasse von Materieteilchen in wenigen Monaten endgültig bestätigen zu können.
Gerhard J. Wagner und Heinz Clement
Details (für Fachleute) finden sich im Internet unter http:/www.pit.physik.uni-tuebingen.de/report/zphys96_02.ps.gz
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